Sportgemeinschaft Miltitz e.V.

Geschichte

 

Sportlicher Neubeginn nach 1945

 

Ein Rückblick  zum Miltitzer Kegelsport  bestätigt, dass dieser augenscheinlich das Fundament zur sportlichen Entwicklung legte. Denn in Miltitz ließ man bereits schon um 1900 auf einer Sandbahn die Kugeln rollen. 1928 entstand daraus eine Asphaltkegelbahn, die Otto Wustlich neben seinem Gasthaus bauen ließ und den Status „Verbandsbahn “ erhielt, auf der dann Kegelwettkämpfe stattfinden konnten. Nach 1945 begannen auf dieser Einbahnkegelanlage wieder viele Männer in Vereinen zu kegeln. Sonst war damals kurz nach dem Krieg ja nichts weiter los im Dorf.

An einem Sommertag des Jahres 1947 trafen sich Miltitzer Sportler in Wustlichs Gastätte zum zwanglosen Gespräch über die Gründung einer Sportgemeinschaft, während draußen ein heftiges Sommergewitter aufzog. An der Gründungsspitze standen der damals 28-jährige Heinz Wustlich und die Sportler Artur Tannert, Alfred Faulwasser, Helmut Hesse und Willy Fuhrmann

 

Die Voraussetzungen zu einer Gründung waren gegeben mittels zweier vorhandener Sektionen, den Keglern und den Tischtenisspielern, denn es gab einen Beschluß der sowjetischen Besatzungsmacht, der gestattete kommunale Sportgruppen zu bilden mit mindestens zwei Sektionen. Tischtennisleiter war Fritz Küchler aus Munzig mit den Spielern Heinz Kretzschmar, der dort später Sektionsleiter war, Helmut Hesse, Gunter Leier, Martin Becker und Alfred Geißler. Tischtennis wurde im Anfangsstadium gespielt auf zusammengestellten Tischen in Wustlichs Gaststättenvereinszimmer, denn an echte Tischtennisplatten war nicht zu denken. Zum Leiter der SG Miltitz wurde 1948 Artur Tannert gewählt.

Die Entwicklung des Kegelsportes mit dem Sektionsleiter Heinz Wustlich, der zugleich als technischer Leiter fungierte, begann rasant. Bereites 1948 gab es die ersten Militzer Ortsmeisterschaften. 1949 begannen die Punktwettkämpfe der Kegler und die ersten Kreismeisterschaften. Gekegelt wurde auch in freien Clubs, in denen die Wettkampfspieler mitkegelten. Wettkampftraining fand intern statt. Bald waren die Wochentage auf der Kegelbahn besetzt und sonnabends und sonntags war Wettkampf angesagt. Selbst gegen den Kegelweltmeister Eberhart Luther in einer Dresdener Mannschaft kam es zu einem Wettkampf in Miltitz. Zu einem Höhepunkt gestaltete sich das Jahr 1949 mit der Teilnahme der Miltitzer Kegler an der Sachsenmeisterschaft in Glauchau. Bester der Jugendmannschaft im Wettkampf war Hansgerd Nestler..

Die erste Mannschaft stieg in die Bezirksklasse auf. Selbst eine Frauenmannschaft spielte im Wettkampf Siege ein. 1952 bestanden 3 Männermannschaften, eine Frauenmannschaft und eine Jugendmanschaft. Es kam vor, dass zur gleichen Zeit die Frauen und die Männer zum Wettkampf fahren mussten. Die Kinder kamen bei Verwandten oder Bekannten unter oder sie wurden von den Frauen einfach mitgenommem. Sportfreund Willy Fuhrmann hatte ein Vehikel, das sich Auto nannte und mit dem es oftmals auf Wettkampfreise ging in das Kreisgebiet und darüber hinaus. Zu dieser Tour musste jeder eine Fußbank mitbringen, denn das Fahrzeug hatte keine Sitze, da es zum Materialtransport benutzt wurde.

 

Große Verdienste an der spontanen Entwicklung des Kegelsportes hatte auch Günter Höde als Sektionsleiter. 32 Jahre lang betätigte sich Dieter Leuschner als Vorsitzender des Kreisfachausschusses Kegeln in Meißen. Dort betreute er 32 Kegelsektionen mit 2700 Mitgliedern in Meißen. Als Schuljunge war er Kegelaufsetzer auf der Kegelbahn, denn ein automatisches Kegelaufsetzen gab es noch nicht. Auch er hat sich rege um den Miltitzer Kegelsport bemüht als Wettkampfsportler neben seiner Meißener Tätigkeit. Erwähnt sei noch der Mitgliedsbeitrag für die Sportler: Höhe 1,30 Mark.

Auf einem Sitzungsprotokoll vom 15.Februar 1955 ist festgehalten, welche Funktion die Leitungsmitglieder hatten:

BSG-Leiter                                 Erhard Hasse

Organisationsleiter:                   Heinz Wustlich

Kassenwart:                              Erich Weiße

Sektionsleiter Kegeln:               Heinz Kretzschmar

Sektionsleiter Tischtennis:        Wolfgang Ulbrich

Sektionsleiter Schwimmen:        Willy Fuhrmann

Sektionsleiter Leichtathletik:   Kurt Wachtel

Sektionsleiter Reiten:               Sportfreund Heide

Schiedsrichter:                            Günter Lorenz

Presse/Propaganda:                   Heinz Drigalla

Beratende Mitglieder:                Max Ehrlich,  Max Pampel, Alfred Faulwasser

Als Sitzungsort wird genannt der VEB Pappenfabrik Munzig, denn ein Wechsel der BSG zu diesem Trägerbetrieb stand fest.

Durch die technische Entwicklung auf der Kegelbahn musste der Wettkampfsport 1961 auf Wustlichs Kegelbahn eingestellt Werden, denn die Wettkämpfe gingen auf dieser Einbahnanlage über Zwei Tage und so wurde umgestiegen auf die Doppelkegelbahn in das Kulturhaus Munzig, dass vom VEB Pappenfabrik Munzig gebaut wurde. Denn die 1. Miltitzer

Kegelmannschaft war von der Bezirksklasse aufgestiegen in die Bezirksliga. Dieses Kulturhaus baute übrigens 1960 der Architekt und Baumeister Walter Hannß mit seinem eigenen Baubetrieb. Er war 1952 nach Miltitz gezogen und selbst ein aktiver Wettkampfkegler. Wenn bei einem Wettkampf der Sieg nahe lag, dann war seine Bemerkung: „ Die Würfel sind gefallen!“ Interessant von ihm noch zu wissen, dass damals ein Bauarbeiter einen Stundenlohn von 2, -Mark in der Tasche hatte. Insgesamt betrug die Bausumme mit allen Einrichtungen 500.000, -Mark.

Der Sektion Schwimmen fehlten Spitzenwettkampfschwimmer, dennoch beteiligten sie sich rege an Wettkämpfen. Um das zu aktivieren entstand die Idee, ein Schwimm-& Strandfest im Jahnbad ins Leben zu rufen. Das erste fand am 10.August 1952 statt. Insgesamt gab es 11 Feste, die regen Zuspruch fanden durch Zuschauer, wobei zu einem Fest 3600 gezählt wurden. Zum 7. Fest am 2.und 3. August 1958 zugleich bestand das Jahnbad 25 Jahre, traten im kulturellen Abendprogramm die DDR- Künstler der heiteren Muse Eberhard Cohrs und Susi Schuster als Sänger auf.

 

 

Rege Besucher gab es nicht nur am Tage, sondern auch zu den Abendveranstaltungen.Dazu wurde in dem Nichtschwimmerbecken eine Bühne errichtet. Diese Abendprogrammewurden zu jedem Fest durchgeführt. Auch der Fernsehfunk berichtete in seinem Programm von diesem Fest. Es bestehen auch eine Reihe von Schmalfilmen über diese Feste, die heute im Amateurfilmstudio Miltitz aufbewahrt werden. Ab 1956 gab der BSG- Trägerbetrieb VEB Pappenfabrik Munzig unter Leitung von Karl Seidel diesen Festen große Unterstützung.

Dominierend waren im Tagesprogramm die Schwimmwettkämpfe, deren Sieger damals noch preiswertes Meißner Porzellan als Preise erhielten, die von Betrieben und Einrichtungen gestiftet wurden. Also, damals schon Sponsoring. Selten blieben die begehrten Objekte in Miltitz, denn die angereisten Dresdner Schwimmer waren meistens besser. Stellvertretend für viele fleißige Miltitzer Sportler, die diese beliebten Strand- und Schwimmfeste gestalteten, soll hier der Enthusiast Erich Weiße genannt werden, der die technische Seite fest im Griff hatte mit seiner speziellen Beleuchtungstechnik zu den Abendprogrammen. Auch er fragte nie: Was bekomme ich für meinen Einsatz? Die freiwilligen Arbeitsstunden der Sportler wären nie bezahlbar gewesen.

 

( Eine der ehemaligen Fußballmannschaften von der BSG Rot. Miltitz)

 

Eine sportliche Partnerschaft hatte Bestand mit der Bereitschaftspolizei „ Dynamo- Nord“ aus Dresden. Erlebnisreiche Landsporttage in Miltitz und Heynitz mit Sportwettkämpfen wie Hindernisstaffeln, Turnen, Gymnastik und Judo fanden Anklang. Auch Boxen stand im Tagesprogramm zwischen Empor Oschatz gegen Dynamo Dresden- Nord in der DS-Liga.Allen angetan hatte es immer die mitgebrachte Gulaschkanone aus der es zünftig Erbsen mit Speck gab und somit fehlten auch die Zuschauer nicht.Die Tischtennisspieler zogen von ihrem Provisorium in Wustlich`s Gaststätte um in die Kindergartenbaracke, später in einen Raum im Kulturhaus Munzig und betrieben ebenfalls regen Wettkampfsport. Da es vor allem für die Schulkinder bei schlechtem Wetter und im Winter keine Möglichkeit zur Ausführung des Sportes gab, entstand 1962 im Jahnbad Miltitz eine Interimsturnhalle, die man hätte nie bauen sollen, denn somit gab es keinen geplanten Turnhallenbau an die neugebaute Militzer Schule. In dieser Turnhalle turnten auch die Gymnastikfrauen und auch das Tischtennis wurde sie genutzt.An diesem Turnhallenbau im Jahnbad beteiligten sich auch die Lehrer und Sportler in freiwilligen Stunden.

 

 

Am 20.Februar 1955 erlebten viele auf dem zugefrorenen Wasser des Jahnbades ein Eissportfest mit viel Spaß seitens der Eissportler aus Geising. Abends gab es eine gemeinsame Sportlerfete in der Miltitzer Bahnhofsgaststätte. Die Miltitzer BSG schaffte auch ein reichliches Sortiment von Schlittschuhen an zur Ausleihe für Jedermann und es herrschte reges treiben auf dem Badeis. Allerdings musste, wenn Schnee gefallen war, gemeinsam dieser heruntergeschippt werden. Das gesellige Leben der Miltitzer Sportler erfuhr nicht nur am Rand seine Pflege, es stand im Programm zum Beispiel auch mit zünftigen Faschingsfeiern.

Gefeiert wurde 1973 das 40jährige Bestehen des Jahnbades, wobei ein buntes Nachmittagsprogramm viele Besucher in das Jahnbad lockte. Am 20.August 1983 fand anlässlich des Bestehens des 50jährigen Jahnbades statt im Kulturhaus Miltitz, wobei noch lebende Personen für ihre Verdienste beim Badbau geehrt wurden.Der Werdegang des Miltitzer Sportes von 1945 bis 1998 war gesegnet mit Trägerbetrieben, die der Entwicklung desselben große Unterstützung gaben in vielerlei Art, womit das Sportgeschehen  seinen Lauf nahm.Bezeichnen und nehmen wir das Jahr 1948 als das Gründungsjahr der SG Miltitz. Der erste Trägerbetrieb kam 1952 und gab dem Verein den Namen BSG Traktor Miltitz/Taubenheim. Danach kam ein Wechsel 1955 zum Kalkwerk Miltitz, das wieder Kalk abbaute, und der Name BSG Aufbau Miltitz entstand. Nur wenige Monate danach folgte der Anschluss an den VEB Pappenfabrik Munzig und man nannte sich bis Ende 1989 BSG Rotation Miltitz. Als SG-Leiter fungierte in dieser Zeitspanne Arthur Tannert und als BSG-Leiter Erhard Haase,Alfred Faulwasser, Kurt Claus vom Trägerbetrieb VEB Pappenfabrik Munzig und Horst Seifert.

 

Auszug aus der Festschrift “50 Jahre Sport in Miltitz” (1998)  von Heinz Drigalla